Mein Jahr als Freiwillige in Schweden
Isabelle, DeutschlandAnfangs fühlte ich mich manchmal etwas unwohl, wegen der neuen Umgebung. Aber mit der Zeit schwächten diese Gefühle und Barrieren ab, weil ich wundervolle Menschen kennenlernte, die zu guten Freunden geworden sind.
Ende August 2018 begann meine Reise nach Delsbo, Nordschweden auf den Camphill „Staffansgården“, ein Ort an den Menschen mit Behinderung leben. Ich nenne es bewusst einen Ort für Menschen mit Behinderung, denn das Leben in den verschiedenen Häusern gleicht einer familiären Wohngemeinschaft. Staffansgården erstreckt sich über eine große Fläche mit mehreren typisch-schwedischen roten Einfamilienhäusern, die teilweise sehr zentral in Delsbo, auf der dazugehörigen Farm und im 10 km entfernten Friggesund liegen. Mein Haus, indem ich mit fünf weiteren Menschen zusammenlebte, lag in direkter Wald Nähe, sodass ich schon zu Beginn gerne viel Zeit in der Natur verbrachte. Der Wald nahm bei meiner Ankunft eine herbstliche Gestalt an, die Blätter färbten sich in wunderschönen Farben, die Temperaturen sanken und vor allem wuchsen überall Pilze, Blaubeeren und Preiselbeeren. Es war ein wunderschönes und farbenfrohes Naturparadies, in welches ich mich sofort verliebte.
Anfangs fühlte ich mich dennoch manchmal etwas unwohl, denn es war eine neue Umgebung, man hatte seine Familie und Freunde nicht in unmittelbarer Nähe und ich konnte mich nicht auf meiner gewohnten Sprache ausdrücken. Mit der Zeit schwächten diese Gefühle und Barrieren ab, weil ich wundervolle Menschen auf der Arbeit und in meinem Haus kennenlernte. Mit ihnen verbrachte ich gerne meine Freizeit. Einige sind gute Freunde geworden, die ich in naher Zukunft besuchen möchte.
In der Woche sowie an Wochenenden begleitete ich die Bewohner in ihrer Tagesstruktur und gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Der typische Tagesablauf begann mit einer Morgenrunde, an der jeder teilnahm. Hier wurde der komplette Ablauf und besondere Tagesangebote besprochen und die Menschen hatten Zeit über ihre Wochen(end) Erlebnisse zu berichten. Nach dieser Morgenrunde teilte sich die Gruppe (auch ich) in die einzelnen Behinderten-Werkstätten auf. Darunter fielen folgende Werkstätten: Großküche, Backstube, Schreinerei, Weberei, Gärtnerei, Farmarbeit, Papierwerkstatt. Ich arbeitete am liebsten in der Schreinerei, denn das Arbeiten mit den großen Maschinen und dem Holz machten mir viel Spaß. An zwei Tagen der Woche arbeitete ich auf der Farm. Hier waren meine Aufgaben u.a. das Füttern der Tiere (Kühe,Hühner,Schweine), Sammeln der Hühnereier, die Arbeit auf den Gemüsefeldern und das ausgeizen der Tomatenpflanzen im Gewächshaus.
Nachmittags wurden Aktivitäten angeboten wie Tanzen, Schwimmen, Yoga, Gymnastik und Floorball, die den Bewohner*innen besonders Spaß machten. Als Freiwillige haben wir uns auch in die Angebote miteingebracht, sodass wir einmal im Monat ein Volontär-Café für alle organisierten und einige leckere Nachspeisen zubereiteten sowie die Dekoration für Jahresfeste mit viel Liebe erstellten.
In meiner Freizeit habe ich mir zusätzlich tolle Erinnerungen schaffen können, an die ich mich bis heute oft zurückerinnere wie beispielsweise Eisfischen, lokale Konzerte und Festivals besuchen und mitorganisieren, lange Wanderungen, Ski fahren, Kanu fahren, in Seen schwimmen, Fahrraddraisine fahren und vieles mehr.
Heute bin ich glücklich und dankbar den Mut aufgebracht zu haben, um diese vielen wundervollen Momente erleben zu dürfen.
Updated on Mittwoch, 20/10/2021