Skip to main content
2 pumpkins Photo by David Menidrey on Unsplash

Fantastische Routen und gruslige Traditionen in Europa

Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 22/10/2025

Hier lernst du das Gruseln: bereit für Europas Beinhäuser und Gruselkabinette?

Für die Kinder der 1990er konnte Nightmare Before Christmas ein wahrhaft traumatisches Erlebnis sein. Andererseits löst ein Film wie Coco, der den mexikanischen Feiertag „Dia de los Muertos“ thematisiert, mit seinen bewegenden Momenten heutzutage eher warme Gefühle aus (bei euch Erwachsenen da draußen). 

Wenn du auf der Suche nach wirklich mysteriösen und grusligen Geschichten bist, musst du es uns nur sagen. Für ein bisschen Gänsehaut ist immer Zeit, besonders zu dieser Jahreszeit in Europa.

Mach‘s dir also bequem, hol dir eine Tasse Tee (oder ein Stück Kürbiskuchen) und plane deinen nächsten gespenstischen Trip in Europa.

Der Anfang (wahrscheinlich)

Wusstest du, dass das viel gefeierte Halloween (Diminutiv von „All Hallows‘ Eve“) seine Wurzeln im keltischen Ritual Samhain hat, was so viel bedeutet wie „Ende des Sommers“? Damals begann das neue Jahr am 1. November. Am Vorabend dankte die Bevölkerung, die hauptsächlich aus Bauern bestand, für die Ernte und bereitete sich auf die kommenden Wintermonate vor. 

Die Menschen glaubten, dass in dieser Nacht der Schleier zwischen den beiden Welten (der Welt der Lebenden und der Toten) immer dünner wurde, sodass die Geister für einen kurzen Besuch vorbeischauen konnten.

Kennst du die Legende von Stingy Jack? Der irische Trinker und Gauner hatte ein paar Mal versucht, den Tod auszutricksen, und wurde schließlich von seiner Leber im Stich gelassen und von seinem eigenen Körper in den Tod gezwungen. Sein Karma erledigte den Rest und der arme Jack wurde an den Höllentoren abgewiesen. So war er zu einem Leben zwischen den Welten verdammt und zieht seither mit einem Stück Kohle in einer ausgehöhlten Rübe umher. 

Das war vermutlich der Anfang der heutigen Jack-o‘-Lantern-Tradition, bei der ein ausgehöhlter Kürbis mit einem Teelicht versehen den Kindern, die als Geister verkleidet von Tür zu Tür ziehen, den Weg leuchtet. 

Stimm dich ein: Wo soll es hingehen? 

Um beim Thema (und der Location) zu bleiben: Wo könntest du deinen Novemberurlaub besser verbringen als im guten alten Vereinigten Königreich? Du könntest Nessie besuchen, das legendäre Monster von Loch Ness, eine Kreatur der schottischen Highlands, die in den 1930er-Jahren berühmt wurde.

Wenn du schon mal auf der Insel bist, solltest du dir für noch mehr Grusel die Dungeons von London oder Edinburgh ansehen. Oder natürlich auch beide. Wenn der Untergrund nicht so ganz dein Ding ist, kannst du bis zum 5. November warten („Remember Remember …“), und wenn du ein Fan von „V for Vendetta“ bist, darfst du auf keinen Fall den „Guy Fawkes Day“ verpassen. Feuer und Feuerwerke erhellen die Stadt in Erinnerung an die Pulververschwörung von 1605, bei der Fawkes, ein katholischer Verschwörer, versuchte, das Parlament in die Luft zu sprengen und König Jakob I zu töten.

Zurück auf dem Kontinent kannst das Foltermuseum in Amsterdam besuchen. Hier tauchst du in die Geschichte Europas ein und kannst unter anderem 40 Bestrafungs- und Folterwerkzeuge aus verschiedenen Ländern begutachten. 

Wo wir schon bei Werkzeugen sind: Wusstest du, dass die Deutschen an Allerheiligen früher oft die Messer in ihren Häusern versteckten? Warum? Damit die Geister und Seelen, die an diesem Tag durchs Haus wandeln, sich nicht verletzen. Schließlich waren das höchstwahrscheinlich verstorbene Familienmitglieder. Und du dachtest, Geister hätten keine Körper!

Anscheinend empfinden sie aber sogar Hunger und Durst. Deshalb stellen Kinder nicht nur für den Weihnachtsmann Süßigkeiten raus, sondern in Österreich auch Wasser und Brot für hungrige Geister. 

Vielleicht stellst du dir die Seelen aber auch lieber etwas materieller vor, vielleicht als bewegte Knochen in Form eines Skeletts. Drei Orte in drei europäischen Ländern solltest du dann nicht verpassen. Sehen wir sie uns an – von Ost nach West.

Nicht weit von Prag, der wunderbaren Hauptstadt der Tschechischen Republik, liegt das Städtchen Kutná Hora mit etwas mehr als 20 000 Einwohnern. Hier befindet sich das Beinhaus Sedlec, eine römisch-katholische Kapelle, die 1278 erbaut wurde und unterhalb des Friedhofs der Allerheiligenkirche liegt. Hast du schon mal einen Leuchter aus menschlichen Knochen gesehen? Und nicht irgendwelche! Während du den Leuchter gebannt anstarrst, solltest du versuchen, darin jeden der über 200 verschiedenen Knochen des menschlichen Körpers zu entdecken. Das Beinhaus selbst enthält zwischen 40 000 und 70 000 Skelette – mehr als dreimal so viel wie die nächstgelegene Stadt Einwohner hat.

Ein kurzer Flug oder eine lange Zugfahrt trennen uns von Italien. Hier findest du ein ähnliches Setting, diesmal aber im Zentrum der Wirtschaftshauptstadt des Landes, Mailand. Bei einem kurzen Stopp an der Metro San Babila und direkt hinter dem majestätischen Dom findest du ein kleines und sehr besonderes Heiligtum: San Bernardino alle Ossa. Knochen und Schädel anstelle von Tapete, Knochen und Schädel an der Decke, Knochen und Schädel überall. Zu Beginn des letzten Jahrtausends gab es anscheinend nicht genug Platz für die Gebeine, die aus dem nahe gelegenen Krankenhaus kamen. Also musste man ein wenig kreativ werden.

Weiter im Westen, in der portugiesischen Stadt Evora, befindet sich ein Beinhaus, das an das italienische erinnert. Nämlich eine Knochenkapelle aus dem 16. Jahrhundert, die die Besucherinnen und Besucher mit einer makabren Inschrift begrüßt: „Nós ossos que aqui estamos, pelos vossos esperamos“, oder: „Wir Knochen sind hier und warten auf deine.“ Hast du schon Gänsehaut?

Das Sahnehäubchen und ein echter Klassiker: Schloss Bran (aka Draculas Schloss) in Transsylvanien. Du solltest auch unbedingt den Hoia-Baciu-Wald besuchen – einen weiteren Ort, der an den legendären Vampir erinnert. Hier kannst du ein Picknick unter den wunderbar verwachsenen Bäumen machen und dir vorstellen, du wärst im Verbotenen Wald von Hogwarts.

Mach es dir auf einem typischen rot-weiß-karierten Tischtuch mit ein paar kandierten Äpfeln, Kürbis in egal welcher Form und einigen – wie die Italiener sagen – „fave dei morte“ („Fava-Bohnen der Toten“) bequem.

Jetzt kennst du Geschichten, das passende Essen und weißt, wo du hinfahren kannst. Such dir ein Kostüm aus und lass dich von den alten europäischen Traditionen verzaubern. Und keine Sorge, ein altes Leintuch mit zwei Löchern geht immer.