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© UNHCR/Diego Ibarra Sánchez © UNHCR/Diego Ibarra Sánchez

Die Situation von Migranten und Flüchtlingen in Europa

Zuletzt aktualisiert am Montag, 20/09/2021

Schon immer hat es Menschen gegeben, die ihre Heimat verlassen und sich auf den Weg zu neuen Orten gemacht haben. Jeden Tag versuchen Migranten und Flüchtlinge, die EU zu erreichen, um dort Schutz und ein besseres Leben zu suchen.

Einige nutzen legale Wege und andere riskieren ihr Leben auf dem offenen Meer, um politischer Unterdrückung, Krieg, Naturkatastrophen und Armut zu entfliehen. Was unternimmt die EU gegen die Migrationskrise?

Den Unterschied zwischen Flüchtlingen und Migranten verstehen

Flüchtlinge sind Menschen, die vor bewaffneten Konflikten oder Verfolgung fliehen. Sie werden in ihrem Gastland als Geflüchtete anerkannt, wenn ihre Angst vor Verfolgung aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Religion, Nationalität, Politik oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe als begründet angesehen wird. Ende 2018 gab es laut dem UNHCR weltweit 25,9 Millionen Flüchtlinge. In der EU legt die Anerkennungsrichtlinie die Regeln für den internationalen Schutz von Menschen fest, die ihn benötigen. 

Asylsuchende sind Menschen, die sich als Geflüchtete melden, aber noch nicht als solche anerkannt worden sind. Derzeit müssen sie im ersten EU-Land Schutz beantragen, in das sie einreisen. Sie erhalten erst dann den Flüchtlingsstatus oder eine andere Form des internationalen Schutzes, wenn die nationalen Behörden eine positive Entscheidung getroffen haben. Das bedeutet, dass nicht jede/r Asylsuchende als Flüchtling anerkannt wird. Im Jahr 2018 gewährten die EU-Länder fast 333 400 Asylsuchenden Schutz.

Migrantinnen und Migranten* möchten ihr Land hingegen im Allgemeinen nicht wegen einer direkten Bedrohung oder Verfolgung verlassen, sondern hauptsächlich, um ihr Leben zu verbessern. Sie möchten Arbeit finden, eine bessere Ausbildung erhalten oder wieder mit der Familie zusammenleben. Flüchtlinge sind durch das Völkerrecht und insbesondere durch die Flüchtlingskonvention von 1951 geschützt. Migrantinnen und Migranten werden von den nationalen Regierungen hingegen nach ihren eigenen Einwanderungsgesetzen behandelt.

Sieh dir dazu die vom UNHCR erstellten Videos über den Unterschied zwischen Migranten und Flüchtlingen, über Binnenvertriebene und über Flüchtlingshelfer an.

Die Integration von Flüchtlingen und Migranten in Europa fördern

Neben der Asylpolitik, Grenzschutzprogrammen und humanitärer Hilfe unterstützt die EU die Integration von Flüchtlingen in die europäischen Gesellschaften zum Beispiel auch durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds

Doch trotz der Unterstützung durch die EU bei der Entwicklung wirksamer Integrationsstrategien ist die Situation vor Ort in den Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Diese Probleme verschlimmern sich teilweise, wenn junge Flüchtlinge 18 Jahre alt werden und sie quasi über Nacht aus den Unterstützungsprogrammen herausfallen, die bis zu diesem Zeitpunkt für sie gegolten hatten. Hinzu kommt, dass die Erfahrung mit Integrationsfragen in den einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich ist. 

Aber auch die Situation der Migrantinnen und Migranten ist oft schwierig. Es gibt Belege dafür, dass Migrantinnen und Migranten in Bezug auf Bildung, Arbeit und Zugang zum Gesundheitswesen und menschenwürdigem Wohnraum deutlich häufiger benachteiligt sind (mehr dazu kannst du im EU-Jugendbericht 2015 im Abschnitt über Integration nachlesen).

Diskriminierung, Vorurteile, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nehmen in unseren Gesellschaften immer mehr zu. Daher ist es rechtlich wie auch moralisch und wirtschaftlich geboten, dass wir uns für die Grundrechte, Werte und Freiheiten der EU sowie für mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft einsetzen.

Wie ergeht es jungen Menschen mit Migrationshintergrund?

Schüler/innen mit Migrationshintergrund haben oft Schwierigkeiten, sich an ein neues Lernumfeld anzupassen. Die soziale Eingliederung aller jungen Menschen, einschließlich jener mit Migrationshintergrund, ist eine Priorität der EU-Jugendstrategie (2019-2027).

Seit 2016 unterstützt die Europäische Kommission die EU-Mitgliedstaaten bei ihren Bemühungen, Migrantinnen und Migranten in ihre Bildungssysteme zu integrieren – von der Betreuung im Kleinkindalter bis hin zur Hochschulbildung. Im Aktionsplan der Kommission für die Integration von Drittstaatsangehörigen werden drei Prioritäten für die Bildung genannt:

  • neu angekommene Migranten so früh wie möglich in die normalen Bildungsstrukturen integrieren
  • schlechtes Abschneiden von Migranten im Bildungsbereich verhindern
  • soziale Ausgrenzung verhindern und den interkulturellen Dialog fördern.

Das Erasmus+-Programm finanziert Projekte und andere Aktivitäten für die Integration von Migrantinnen und Migranten in allen Bereichen der Bildung. Strategische Partnerschaften sollen die Entwicklung innovativer Lehrmethoden fördern und zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit beitragen. Erasmus+ fördert außerdem den Kapazitätsaufbau im Hochschulbereich in Partnerländern, die von den Folgen der Migration besonders betroffen sind. 

Die EU kofinanziert auch das SIRIUS-Netz für die Bildung von Migranten, das die Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund durch strategische Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene unterstützt. 

Außerdem hat die Kommission über 100 000 Flüchtlingen und neu angekommenen Migrantinnen und Migranten Zugang zur Online-Sprachhilfe ermöglicht. Das ist eine kostenlose Online-Sprachlernplattform, die sie bei der Integration in die Aufnahmegesellschaft unterstützt.

Was kannst du tun, um die Eingliederung von Migranten und Flüchtlingen zu unterstützen?

Es gibt mehrere Möglichkeiten wie du dich engagieren kannst. Am besten beginnst du mit dem Beitrag über Jugendarbeit im Kontext von Migrations- und Flüchtlingsfragen. Dort findest du praktische Tipps für passende Finanzierungsmöglichkeiten. 
Auch das Europäische Jugendforum bietet gute Möglichkeiten für ein sinnvolles Engagement in diesem Bereich. 
Du kannst zu lokalen Initiativen beitragen, Kampagnen gegen Rassismus wie den Weltflüchtlingstag am 20. Juni und die No Hate Speech Campaign unterstützen oder einfach nur aufgeschlossen gegenüber anderen sein. 

Wenn du Mitglied einer Jugendorganisation bist oder wenn du an einem Projekt teilnehmen möchtest, das interkulturelles Verständnis, Solidarität und Integration unterstützt, bietet die EU verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten. Dies sind einige von ihnen:

  • Erasmus+ bietet eine Vielzahl von finanziellen Hilfen für Mobilitätsprojekte zu Lernzwecken. Du kannst zum Beispiel einen Jugendaustausch organisieren oder an einem teilnehmen, bei dem die Arbeit mit Flüchtlingen oder Migranten/Migrantinnen einbezogen ist. Erasmus+-Sport bietet auch finanzielle Unterstützung für lokale Sportprojekte, die sich auf die Integration von Flüchtlingen konzentrieren. Dies geschieht im Rahmen der Initiative Sport als Mittel der Integration und sozialen Eingliederung von Flüchtlingen. Außerdem werden jährlich die besten Projekte mit den #BeInclusive EU Sport Awards ausgezeichnet. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie sich deine Organisation engagieren kann, wende dich an die nationale Agentur in deinem Land.
     
  • Das Europäische Jugendwerk des Europarates bietet auch lokalen, nationalen und europäischen Jugendorganisationen finanzielle Unterstützung. Es bietet Förderung in vielen Bereichen: lokale Bildungsaktivitäten zu Menschenrechten und Sensibilisierungsmaßnahmen gegen Diskriminierung bis hin zu europäischen Projekten zur Förderung der Integration, Teilhabe und Berufsbildung junger Flüchtlinge für entsprechende Jugendorganisationen.
     
  • Das EU-Programm Kreatives Europa unterstützt Projekte zur Förderung der sozialen Eingliederung, der Integration, des interkulturellen Dialogs und des Kampfes gegen Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile. Kultur kann für Flüchtlinge und Migranten ein Mittel sein, um sich mit bestehenden Gemeinschaften zu treffen, mit ihnen zu kommunizieren und ein Teil von ihnen zu werden.
     
  • Mit dem Europäischen Solidaritätskorps können sich junge Menschen freiwillig oder im Rahmen von Solidaritätsaktivitäten engagieren und/oder eigene Solidaritätsprojekte im eigenen Land oder im Ausland aufbauen. Die Aktivitäten des Europäischen Solidaritätskorps können zwei bis zwölf Monate dauern. Normalerweise finden sie in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union statt.

 

* Die Formulierung „Migrant/in“ ist mehrdeutig und hat rechtlich keine Bedeutung. Auf internationaler Ebene gibt es keine allgemein akzeptierte Definition für „Migrant/in“. Mehr darüber erfährst du hier im Glossar des Europäischen Migrationsnetzwerks.